Dtsch Med Wochenschr 2024; 149(06): 308-313
DOI: 10.1055/a-2131-1386
Klinischer Fortschritt
Intensivmedizin

Der verzweifelte Angehörige – Hinweise für eine gelingende Interaktion

A desperate family member. Suggestions for a successful interaction
Gerald Neitzke
1   Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
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Was ist neu?

Klinisches Setting Angehörige können bei langen Krankheitsverläufen eine Situation ähnlich einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) durchleben: Diese Form wird als „post-intensive care syndrome-family“ beschrieben und untersucht. Einer PTBS von Angehörigen vorzubeugen, fördert das Patientenwohl, da sie die Patienten besser unterstützen können.

Kommunikation In der Kommunikation mit verzweifelten An- und Zugehörigen soll neben der Vermittlung von Informationen auch beruhigt und emotional unterstützt werden. Eine gute Kommunikation hilft, eine tragfähige Beziehung aufzubauen und ggf. rechtzeitig auf mögliche Entscheidungsszenarien hinzuweisen.

Angehörige als Entscheider Agieren die An- und Zugehörigen als juristischer Stellvertreter für den Patienten, ist das ärztliche Team auf eine Entscheidung durch den Angehörigen angewiesen. Die Kommunikation verfolgt dann auch das Ziel, den Angehörigen in die Lage zu versetzen, eine Behandlungsentscheidung im Sinne des Patienten zu treffen.

Angehörigenzentrierte Versorgung Angehörige von stationär versorgten Patient*innen müssen eine Reihe unterschiedlicher (sozialer) Rollen erfüllen: Als Entscheider, Co-Therapeut, als Kümmerer, als (Mit-)Betroffener. Die Erwartungen an diese Rollen können erheblich divergieren. In jeder einzelnen Rolle bedarf der oder die Angehörige einer Unterstützung durch das Stationsteam.

Abstract

In everyday clinical practice relatives are often perceived as an additional burden, as a problem. Relatives appear, for example, to be overwhelmed, desperate, (co-)affected, demanding, or in some cases even (verbally) abusive. Alongside sympathetic and co-operative relatives, others are perceived as annoying and not very constructive. Such judgements are often made intuitively and without reflection and are therefore a permanent obstacle to further communication on the ward. This article is therefore intended to provide a deeper understanding of the situation of distressed relatives and to show ways of achieving a successful relationship with these relatives.



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Article published online:
27 February 2024

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